Alles neu... Wird der Mai dann schon noch machen. Zum Beispiel die Telomere (Pufferzonen der Chromosomen), wenn man im Alter die richtige Portion Sport treibt! Auch neu ist eine Theorie über die Gründe für die hohe Statur niederländischer Männer, eine Erklärung ozeanographische Erklärung für das Brummton-Phänomeen, sowie neue Relevanzkriterien für Webseiten. Außerdem: Katrin stellt eines ihrer Projekte vor und erzählt, wie der Puplikationsprozess so ablief. Viel Spaß beim Hören!
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Katrin |
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Mariëlle |
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Sendungsnotizen
Nachtrag zu KNS027: Hat das Konstanzer Konzil über Biber geurteilt?
- @historytoby recherchierte: Nein! Unsere Quelle war Stimmt’s?: Fastenzeit.
Wissenschaftsnachrichten
Flachlandüberblicker
- Die niederländischen Männer sind die größten der Welt, und haben im letzten Jahrhundert am meisten zugelegt (in den letzten 150 Jahren ~20cm). Warum? Essen die einfach zu viel Käse?
- Aber natürlich sind Forscher immer auch auf der Suche nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Jetzt gibt es eine neue Studie: Sexuelle Selektion beim Menschen?
- Ein niederländischer Forscher hat eine Datenbank mit Infos zu >100’000 Personen in drei niederländischen Provinzen durchforstet und deren Körpergröße und Fortpflanzungserfolg zusammengetragen.
- Ergebnis: Große Männer hatten 0.24 mehr Kinder als normalgroße Männer – nicht viel, aber hoch signifikant! Zusätzlich hatten größere Männer eher einen Partner, und waren seltener kinderlos.
- Ist eher Hinweis als Beweis: Es könnte auch nur eine zufällige Anreicherung von Genen für größere Körpergröße sein.
- Möglicherweise ein temporärer Effekt! Solche Trends können, aber müssen sich nicht stabilisieren. Im 18. Jahrhundert waren zB die US-Männer die größten, wurden aber seitdem von den NL, aber auch den anderen Nordeuropäern deutlich überholt.
- Wilde Spekulation zu den Amerikanern: Heterosis-Effekt!
- Gert Stulp, Louise Barrett, … Melinda Mills (2015) Does natural selection favour taller stature among the tallest people on earth? (Proceedings of the Royal Society of London B: Biological Sciences) DOI: 10.1098/rspb.2015.0211 (via)
Veritas Ex Machina
- Xin Luna Dong, Evgeniy Gabrilovich, … Wei Zhang (2015) Knowledge-Based Trust: Estimating the Trustworthiness of Web Sources (arXiv:1502.03519 [cs])
- Qualitätsmessung einer Internetseite? Früher: Stichwörter, Metadaten (endogen)
- dann Google: eingehende Links, Struktur des Linknetzwerks (exogen)
- wohl auch Geschwindigkeit & HTTPS (endogen)
- Warum nicht wieder endogen, aber weniger manipulierbar? Korrekte Fakteninfos!
- Basis: “Knowledge Vault” (KV) mit fast 3 Mrd. Fakteninformationen/Tripeln (Subjekt, Prädikat, Objekt; Obama, Nationalität, USA)
- Textmining (OSR031 dazu) mittels “Extraktoren” (Methoden zu Extraktion von Tripeln)
- Vergleich Marmorbruch: große Blöcke vs. buntes Schrot => verschiedene Werkzeuge, versch. Hersteller des gleichen Werkzeugs (Google-intern vllt. Teams)
- Knowledge-Based Trust (KBT): Qualitätskontrolle der Faktenextraktion (tatsächlich falsche Infos in Webseite vs. falsch extrahierte) mittels eines mathematischen Modells
- Henne-Ei-Problem: korrekte Fakten => vertrauenswürdige Quelle & vertrauenswürdige Quelle => korrekte Fakten; aufgelöst durch Redundanz im Web & Autoritäten
- A source that has few false facts is considered to be trustworthy. => Wiss. Ansatz: Gegenteil ausschließen, anstatt Teil beweisen.
- eines der KBT-Experimente: 120 Mio. Webseiten in 5.6 Mio. Domains modelliert => stimmt generell gut mit PageRank überein, aber es gibt Randphänomeene:
- geringer PR, aber hoher KBT: trockene, aber korrekte Wissenschaft
- hoher PR bei geringem KBT: Klatsch & Tratsch
- trotz “Big Data”: manuelle Überprüfung nur weniger zufällig ausgewählter Tripel
- Optimierungsmöglichkeiten: nur Themen-relevante Tripel beachten & triviale herausfiltern
- Leseempfehlung: Michael Seemanns Algorithmendeutung
Erd-Arien
- Fabrice Ardhuin, Lucia Gualtieri, Eléonore Stutzmann (2015) How ocean waves rock the Earth: Two mechanisms explain microseisms with periods 3 to 300 s (Geophysical Research Letters) DOI: 10.1002/2014GL062782 (via)
- “The Hum” (oder das Brummton-Phänomen, lese auch bei der GWUP) ist ein Geräusch, dass nur manche Menschen hören können, und dass sich bisher keiner so recht erklären konnte.
- Eine neue Studie liefert jetzt einen recht überzeugenden Hinweis darauf, was der Ursprung dieses Geräusches sein könnte: durch Ozeanwellen verursachte mikroseismische Aktivität der Erde!
- Die bekannte Mikroseismik lässt sich grob in drei Frequenzbereiche unterteilen, von denen zwei sich bisher schon gut erklären ließen.
- Die neue Studie integriert mehrere Typen von langwelligen Ozeanwellen sowie realistische Darstellungen vom Meeresboden, um diesen dritten Frequenzbereich zu modellieren.
- Hintergrund: An Hängen mit nicht ganz unwesentlichem Gefälle gibt es zwei Effekte (Wellenlängenverkürzung + Amplitudenanstieg, sowie Schwankungen des Drucks auf den Meeresboden).
- Je nach Wellenlänge negieren sich diese Effekte in einer bestimmten Tiefe in Summe vollständig, setzen dabei aber den Meeresboden in Schwingung.
- Die Tiefen, die ungefähr mit dem Frequenzbereich des Brummton-Phänomens übereinstimmen, finden sich häufig an Schelfkanten (große Steigung = großer Effekt).
- Das Modell dieser Studie kann jedenfalls die beobachtete Mikroseismik der Erde sehr viel besser erklären als vorherige Modelle, auch wenn es hier noch Frequenzbereiche mit Unklarheiten gibt.
- Fourier Transformation:
Algen im eigenen Netz
- Katrin Leinweber, Peter G. Kroth (2015) Capsules of the diatom Achnanthidium minutissimum arise from fibrillar precursors and foster attachment of bacteria (PeerJ) DOI: 10.7717/peerj.858 (auch als Vortragsaufzeichnung und Prezi)
- Diatomeen / Kieselalgen
- Ernst Haeckel
- Isolatiert Bodensee-Biofilmen & etabliert als bakterienfreie Laborkultur => kein Biofilm
- bakterienhaltige Kultur: Biofilm mit extrazellulären polymeren Substanzen => insb. Verkapselung einzelner Zellen
- Funktion der Kapseln unklar: Bodenhaftung? Aber schnellere Bildung besserer Haftstrukturen. Abwehr von Parasiten? Aber Bakterien sitzen offenbar direkt drauf. Anlocken von Symbionten? Aber sekretieren auch lösliche Zucker.
- Neue Einsichten durch Rasterelektronenmikroskopie?
- Zeiss Auriga-TM am Elektronenmikroskopie Center der Uni Konstanz
- Identifikation der Kapseln nach Fixierung & Trocknung? Markierungen in BF ritzen!
- Neben Kapsel: Fibrillen, Tentakeln und Netze auf Kieselschalen von unverkapselten Zellen gefunden.
- lineare Strukturen in mechanisch gestresstem Kapselmaterial gefunden => verwachsene Fibrillen?
- Energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) von Kapselbereichen ohne Zellkörper darunter
- Bakterien gezählt: öfter auf Kapseln als auf Kieselschalen
- Fazit: weitere Hinweise auf Rolle der Kapsel für Interaktion v. Bakterien & Diatomeen
Fit im Alter (Dank an Chris!)
- Bernhard Franzke, Barbara Halper, … Karl-Heinz Wagner (2015) The impact of six months strength training, nutritional supplementation or cognitive training on DNA damage in institutionalised elderly (Mutagenesis) DOI: 10.1093/mutage/geu074
- Telomere (die Chromosom-Endkappen) schützen die DNA vor Schäden durch die Replikation, werden selbst bei jeder DNA-Vervielfältigung ein wenig kürzer. Sie stehen dadurch in direktem Zusammenhang mit Alterserscheinungen. Wie kann man also die Telomere vor verfrühter Abnutzung schützen?
- Bekannt ist: Verlust von Muskelmasse und -funktion begünstigt die Telomerverkürzung, auch wenn es bisher keine eindeutigen Studien zu den Effekten von Sport auf die Telomere gibt.
- Neue Studie aus Wien: Einfluss von Resistance Training (RT), speziell für den Erhalt/Aufbau von Muskelkraft bei älteren Menschen
- Durchgeführt wurde die Studie an >100 Bewohnern eines Altersheimes (65-98 Jahre), die zuvor kaum Bewegung hatten. Diese wurden in drei Studiengruppen unterteilt: RT, RT + Nahrungsergänzung, und kognitives Training.
- In allen drei Gruppen gab es eine Verbesserung der körperlichen Fitness, aber auch der DNA-Reparaturmechanismen!
- Männer schienen generell schlechtere DNA-Reparatur zu haben (Lebensstil, Östrogenspiegel?)
- Die Nahrungsergänzung hatte keinen Effekt.
- Das körperliche Training war ausgeprägt genug, um einen positiven Effekt herbeizuführen, und gering genug, um vermehrte Radikalbildung durch mehr aerobe Fitness zu vermeiden!
- Glutathion
Publizieren, z.B. bei PeerJ
- Preise, Richtlinien & FAQ
- Open Access an der UniKN
- Nachbar von Katrins Artikel: Emanuel Tschopp, Octávio Mateus, Roger B.J. Benson (2015) A specimen-level phylogenetic analysis and taxonomic revision of Diplodocidae (Dinosauria, Sauropoda) (PeerJ) DOI: 10.7717/peerj.857
- PeerJ experiment auch selbst: Paper Now
Empfehlungen & Hausmeisterei
- KonScience Lectures Bitlove Feed
- KSL002 Digital Lab Journalling with Git
- BBC Future: Journey to the Center of the Earth
- Mariëlles Vortrag über Enten für die Kinderuni Tuttlingen
- Forschung für die Ohren (Laborjournal) verpackt Tim Pritloves pro-Podcast-Argumente für Wissenschaftler
- Danke für schnellere Nominierung zum Grimme Online Award als letztes Jahr!
- Man sieht sich auf dem ppw15a!